Am 6. September 2018 hat Microsoft eine überraschende Ankündigung gemacht. In einem Blog-Artikel hat der Softwarehersteller Änderungen an seinem Supportmodell für Windows 10 verkündet und darin auch eine Neuerung für Kunden mit Windows 7 versteckt. Kurz zusammengefasst, bietet Microsoft eine erweiterte Supportoption für Windows 7 in Unternehmen an, die den Betrieb der Software bis Anfang 2023 erlaubt, also drei Jahre länger als bisher bekannt.
Der Originalartikel findet sich hier.
Neue Supportaussage für Windows 7
Bislang galt die Supportaussage, dass jegliche Unterstützung und Updates für Windows 7 am 14. Januar 2020 enden werden. Dies entspricht exakt dem Zustand, in dem sich Windows XP vor einigen Jahren befand: Ab diesem Datum soll es keinerlei Updates mehr für das Betriebssystem geben, also auch keine Sicherheits-Reparaturen. Auch technische Unterstützung bei Problemen wird Microsoft ab diesem Datum nicht mehr leisten. Für alle Heimanwender bleibt es auch bei dieser Festlegung.
Der Blogbeitrag eröffnet Unternehmen allerdings eine Perspektive, ihre Windows-7-Systeme noch drei Jahre länger “bis Januar 2023” zu verwenden und dafür Sicherheits-Updates zu erhalten – gegen Geld. Ein Programm namens “Extended Security Updates (ESU)” bietet die kostenpflichtige Option, den längeren Supportzeitraum zu nutzen.
Derzeit sind folgende Rahmendaten bekannt:
- Die “Extended Security Updates” bietet Microsoft nur Kunden an, die über Volumenlizenzen für ihre Windows-7-Geräte verfügen. Dabei handelt es sich um eine spezielle Lizenzform, die nur Firmen nutzen können.
- Entscheidend ist die Lizenz auf dem einzelnen Gerät, denn Microsoft spricht von “on a per-device basis”. Es reicht also nicht aus, nur einzelne Volumenlizenzen zu haben, um alle Geräte mit erweitertem Support zu versehen – ist dies gewünscht, dann müssen flächendeckend Volumenlizenzen vorliegen.
- Das bedeutet, dass Geräte, für die eine OEM-Lizenz von Windows 7 vorliegt, von dem Angebot ausgeschlossen sind. Ebenso bezieht sich die Offerte nur auf Windows 7 Pro und Windows 7 Enterprise, andere Varianten kommen nicht infrage.
- Der Preis für die ESU-Option ist noch unbekannt, er soll aber jährlich ansteigen. Einen Rabatt soll es für Installationen mit aktiver “Software Assurance” geben.
- Weitere Microsoft-Software auf solchen Geräten scheint von dem Support ausgenommen zu sein, nur Office 365 ProPlus soll in dieser Kombination unterstützt sein. Es kann also sein, dass die Option für bestimmte Konstellationen nicht ausreichend betriebssicher ist.
- Ende Januar 2023 soll es dann endgültig vorbei sein mit der Unterstützung von Windows 7. Ein genaues Datum gibt es dafür noch nicht.
Über weitere Details lässt sich derzeit nur spekulieren. Microsoft gibt zwar an, dass Kunden sich an ihre Handelspartner wenden sollen, doch auch bei diesen liegen momentan keine genaueren Informationen vor. Das wird vermutlich noch ein paar Wochen dauern.
Denkbar ist aber Folgendes:
- Da Microsoft die ESU-Option nur pro Gerät und nur für bestimmte Lizenzformen gewährt, könnte es sein, dass auf den betreffenden Geräten eine zusätzliche Softwarekomponente installiert werden muss, die Microsoft gegenüber die Berechtigung für die Updates nachweist und den Aktualisierungsvorgang steuert.
- Dies wiederum könnte bedeuten, dass in manchen Unternehmen Änderungen an der Infrastruktur nötig sind. Trifft die obige Vermutung zu, dann müssten die Endgeräte evtl. über das Internet Kontakt zu Microsoft-Servern aufbauen, um die Updates dieses speziellen Programms zu erhalten. Das ist bisher nicht in allen Unternehmen möglich.
- Nach den Erfahrungen bei der Einführung von Windows 10 könnte es sogar passieren, dass Microsoft auf den per ESU versorgten Geräten regelmäßig Erinnerungen anzeigt, dass ein Update auf ein neues Betriebssystem angezeigt wäre.
Dies sind derzeit allerdings nur Spekulationen. Hier bleibt nur abzuwarten, was Microsoft an Einzelheiten zu dem neuen Programm verkündet.
Windows 10 komplizierter als bisher
Der genannte Blogartikel fokussiert eigentlich auf Windows 10. Auch hier hat Microsoft erneut Änderungen am Supportablauf vorgesehen. Diese sind allerdings so komplex, dass sie sich kaum in Kürze darstellen lassen. Einige Punkte dazu:
- Aktuell veröffentlicht Microsoft zweimal pro Jahr vollständige Updates von Windows 10. In vielen Varianten des Betriebssystems haben Anwender keine Wahl und müssen diese turnusmäßigen Updates durchführen, was jedes Mal zu Aufwand, teils mehrstündiger Unterbrechung der Nutzung sowie einem gewissen Risiko für den Betrieb führt.
- Künftig soll es für die Herbst-Updates von Windows 10 Enterprise und Education eine Support- und Update-Zusage von 30 Monaten geben (bisher: 24 Monate).
- Die Frühjahr-Updates hingegen werden nur noch 18 Monate lang Unterstützung erhalten. Dasselbe gilt für alle anderen Varianten von Windows 10.
- Faktisch deutet dies darauf hin, dass Microsoft für Unternehmen zu einem jährlichen Update-Zyklus wechseln will, denn im Wesentlichen haben nur Unternehmenskunden überhaupt die Möglichkeit, länger mit derselben Fassung von Windows 10 zu arbeiten.
Schon länger ist erkennbar, dass Microsoft alle Unternehmenskunden dazu drängt, auf die teure Enterprise-Variante von Windows 10 umzusteigen. Die Pro-Fassung, bislang die Brot-und-Butter-Version im Firmeneinsatz, wird immer mehr um Funktionen und Möglichkeiten beschnitten, die in Unternehmen von Interesse sind. So wird auch eine neue Support-App, die nach Updates schnellere Abhilfe bei Problemen mit Applikationen bieten soll, nur für Enterprise-Kunden verfügbar sein.
Reaktionen
Zwei gute Zusammenfassungen mit ersten Kommentaren hat der IT-Autor Günter Born geliefert:
https://www.borncity.com/blog/2018/09/06/windows-7-kriegt-extended-support-bis-januar-2023/
https://www.borncity.com/blog/2018/09/06/2018-windows-10-support-modell-hauptsache-kompliziert/
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