Wohl kaum ein Thema ist für IT-Verantwortliche und Geschäftsführende derzeit so präsent, wie „NIS2“. Und ich möchte sagen: Das ist auch gut so – auch wenn es auf den ersten Blick natürlich erstmal Arbeit für alle bedeutet.
Warum? Mit der zunehmenden Digitalisierung und der verstärkten Vernetzung von Systemen wird die Frage nach der Cybersicherheit immer relevanter. Angesichts der wachsenden Bedrohungslage durch Cyberangriffe und deren potenziellen Auswirkungen auf die Gesellschaft und Wirtschaft kommt die NIS2 eigentlich schon eher zu spät als zu früh. Und selbstverständlich ist sie auf den ersten, den zweiten oder gar den dritten Blick noch nicht einfach zu verstehen. Daher möchte ich mit diesem Beitrag gerne für ein wenig Aufklärung sorgen. Also: Was genau verbirgt sich hinter dieser Richtlinie und trifft sie auch Ihr Unternehmen?
Die NIS2-Richtlinie ist eine EU-weite Verordnung, die darauf abzielt, die Cybersicherheit von Netz- und Informationssystemen in Europa zu verbessern. NIS steht für „Network and Information Security“ und bezieht sich auf die Sicherheit von IT-Infrastrukturen und Netzwerken. Die Richtlinie wurde als Teil der europäischen Cyberstrategie 2020 überarbeitet, um eine einheitlichere und sicherere digitale Umgebung zu schaffen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberbedrohungen zu erhöhen.
Ziel von NIS2 ist es, die Sicherheitsvorkehrungen in verschiedenen kritischen Sektoren zu verstärken und vor allem diejenigen Unternehmen und Organisationen in den Fokus zu rücken, die eine zentrale Rolle in der Infrastruktur der EU spielen. Dabei setzt die Richtlinie auf eine stärkere Regulierung und Verpflichtung von Unternehmen, ihre IT-Systeme und Netzwerke gegen Angriffe zu schützen.
NIS2 erweitert den Kreis der betroffenen Organisationen auf Unternehmen, die zwar nicht direkt als Betreiber kritischer Infrastrukturen gelten, aber dennoch eine wichtige Rolle im digitalen Ökosystem spielen. Dies umfasst Unternehmen aus den Bereichen:
Die NIS2-Richtlinie stellt hohe Anforderungen an die betroffenen Unternehmen. Diese sind insbesondere darauf ausgerichtet, die Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe zu erhöhen und sicherzustellen, dass bei einem Vorfall schnell und effektiv reagiert werden kann. Ein Unternehmen, das unter NIS2 fällt, muss sich an bestimmte Sicherheitsvorgaben halten.
Unternehmen müssen ein Risikomanagementsystem implementieren, das regelmäßig überprüft und angepasst wird. Die Identifikation von Risiken im Bereich der Cybersicherheit sowie die Umsetzung entsprechender Maßnahmen zur Minderung dieser Risiken gehören zu den Grundvoraussetzungen. Zudem müssen Unternehmen sicherstellen, dass alle Sicherheitsvorkehrungen kontinuierlich gewartet werden.
Eine der wichtigsten Verpflichtungen von Unternehmen unter NIS2 ist die Meldung von Sicherheitsvorfällen. Kommt es zu einem Vorfall, der die Funktionsfähigkeit des Unternehmens gefährdet oder die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt, muss dieser innerhalb einer bestimmten Frist (meist innerhalb von 24 Stunden) den zuständigen nationalen Behörden gemeldet werden.
Die Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Netzwerke und Informationssysteme jederzeit verfügbar und funktionsfähig sind. Im Falle eines Vorfalls müssen schnell Wiederherstellungsmaßnahmen getroffen werden. Auch die Integrität der Systeme muss gewährleistet sein, um Manipulationen zu verhindern.
Ein zentrales Thema in der NIS2-Richtlinie ist der Schutz vor unbefugtem Zugriff auf Netzwerke und Systeme. Unternehmen müssen strenge Zugangskontrollen und Authentifizierungsverfahren implementieren, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Personen auf sensitive Daten zugreifen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der NIS2-Vorgaben ist die Verantwortung für die Cybersicherheit in der Lieferkette. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Lieferanten und Partner die gleichen Sicherheitsstandards einhalten, um Schwachstellen in der gesamten Kette zu vermeiden. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur ihre eigenen Systeme schützen müssen, sondern auch diejenigen, mit denen sie zusammenarbeiten.
Mitarbeiterschulungen und Sensibilisierung sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der NIS2-Richtlinie. Die Mitarbeiter müssen regelmäßig zu Themen der Cybersicherheit geschult werden, damit sie potenzielle Bedrohungen wie Phishing-Angriffe oder Social Engineering erkennen und entsprechend reagieren können.
Selbst wenn Ihr Unternehmen auf den ersten Blick nicht als direkt betroffen erscheint, kann es dennoch sinnvoll sein, sich mit den Anforderungen von NIS2 auseinanderzusetzen. Denn die Vorgaben und Sicherheitsmaßnahmen der Richtlinie setzen neue Standards, die auch Unternehmen betreffen können, die bisher weniger auf Cybersicherheit bedacht waren.
Indem Sie sich frühzeitig mit den NIS2-Vorgaben befassen, können Sie nicht nur Ihr Unternehmen besser vor Cyberangriffen schützen, sondern auch Ihre Reputation als vertrauenswürdiger Partner stärken. Die Einhaltung von NIS2 könnte zudem als Wettbewerbsvorteil dienen, da Kunden und Geschäftspartner zunehmend auf die Sicherheit der Systeme ihrer Partner achten.
Die NIS2-Richtlinie betrifft eine breite Palette von Unternehmen und Organisationen. Wenn Sie in einem der genannten Sektoren tätig sind oder eine kritische Rolle in der digitalen Infrastruktur spielen, wird Ihr Unternehmen wahrscheinlich von den Anforderungen betroffen sein. Doch auch für Unternehmen, die nicht direkt unter NIS2 fallen, lohnt es sich, die Regelungen zu verstehen und von den Best Practices in Sachen Cybersicherheit zu profitieren.
Nutzen Sie die Gelegenheit, sich intensiv mit den Anforderungen auseinanderzusetzen. Je früher Sie beginnen, die nötigen Vorkehrungen zu treffen, desto besser sind Sie gegen zukünftige Bedrohungen gewappnet. Ein gut geschütztes Unternehmen ist nicht nur sicherer, sondern auch besser für die Zukunft gerüstet.
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